Die Anfänge- einer von Vielen…
Ich gehöre dem besonders geburtenstarken Jahrgang 1964 an, was Vor- und Nachteile hatte. So gab es für mich als Einzelkind, aufgewachsen im Rheinland und später am Fuße des Schwarzwalds, meist genug Mitspieler beim Fußball, Tischtennis und Volleyball. Mein Abitur legte ich in Bremen ab, das für mich auch das Tor zur „weiten Welt“ war und entschied mich für ein Medizinstudium. 700 Studenten waren wir im 1. Semester in Bochum und wurden vom erschrockenen Professor mit dem Ausruf: „Was wollen Sie denn alle hier?!“ begrüßt. Ich ließ mich davon nicht entmutigen und belegte schon früh einen Kurs in Psychosomatik, in dem es um die Sprache des Körpers und die auf den ersten Blick oft rätselhaften Zusammenhänge zwischen körperlichen und seelischen Prozessen ging. Im klinischen Teil des Studiums, den ich in Bonn absolvierte, standen der Körper und seine Krankheiten im Vordergrund. Dabei fand ich es immer wieder spannend, wie unterschiedlich Menschen mit Krankheiten umgehen und welche Zusammenhänge es zwischen Biographie und Krankheitserleben gibt. Nach Abschluss des Studiums 1990 begannen meine „Lehr- und Wanderjahre“, die mich mit dem Ziel einer möglichst breitgefächerten Berufserfahrung auch für 2,5 Jahre nach England führten.
Auf der Suche nach der Verbindung zwischen Körper und Seele…
Als Facharzt für Allgemeinmedizin suchte ich seit 1998 nach Möglichkeiten, das gesammelte Wissen in einer Kooperation mit Kollegen in die Praxis umzusetzen. Dies gestaltete sich nicht einfach, so dass ich 2001, ziemlich mutig für einen Vater von vier Kindern, noch einmal eine neue Weiterbildung an einer psychotherapeutischen Klinik im Weserbergland begann. Ich empfand die Arbeit im Team und die vielfältigen Herausforderungen als Bezugs- und Gruppentherapeut als sehr anregend, hatte dabei das Gefühl, „in meinem Element“ zu sein. Besonders die tiefenpsychologische Herangehensweise und der kreative Umgang mit Bildern und Träumen sprachen mich an. Mit dem Ziel, Allgemeinmedizin und Psychosomatik zu verbinden, übernahm ich 2006 eine traditionsreiche, hausärztliche Praxis im südöstlichen Münsterland. Mit der Zusatzbezeichnung „Psychotherapie“ konnte ich neben der hausärztlichen Versorgung auch Kurse im Autogenen Training, kurze Konsile für die Patienten von Kollegen sowie Therapiegespräche vor oder nach den Sprechstunden anbieten. Mit der Zeit fiel mir jedoch der Spagat zwischen hausärztlichem Zeit- und Handlungsdruck und einer einladenden, therapeutischem Haltung zunehmend schwer, so dass ich 2012 nach langer Abwägung die Praxis abgab und eine Weiterbildung zum Facharzt für Psychosomatische Medizin begann – eine Entscheidung, die ich nie bereut habe!
Psychosomatische Medizin- die Lösung …
Die Gestaltungsmöglichkeiten als Therapeut, die vertrauensvollen Gespräche, auch das ruhige Arbeiten im Vergleich zur oft hektischen Hausarzttätigkeit kamen mir sehr entgegen. Die folgenden 5 Jahre als Weiterbildungsassistent in einer Reha-Klinik in Bad Oeynhausen waren eine gute Zeit, in der ich von unserer humorvollen Chefin, aber auch von und mit unserem „bunten“ Team viel lernen konnte. Es brauchte trotzdem einen langen Atem, um alle bürokratischen Hürden bis zur Facharztprüfung zu nehmen. Als Doppel-Facharzt war ich nun wirklich „einer von Wenigen“ und konnte Oberarztstellen zunächst an einer Uniklinik, dann an zwei Reha-Kliniken antreten. Die Klinikstrukturen und ihre starke Orientierung am wirtschaftlichen Profit empfand ich jedoch als zunehmend einengend, sehnte mich nach mehr Gestaltungsfreiheit und traf im Herbst 2020 die Entscheidung, mich als Facharzt für Psychosomatik und Psychotherapie niederzulassen. Auf der Suche nach geeigneten Räumen in Beckum lernte ich Frau Dr. Mücke kennen, die als Ärztin für Psychiatrie und Psychotherapie seit vielen Jahren in Beckum tätig ist. Unter dem Dach unserer Praxisgemeinschaft hat sich im Mai 2021 mein Wunsch, „selbständig und gemeinsam“ zu arbeiten, erfüllt.